Kinderfotos selber machen - 7 Profi-Tipps für Eltern

Kann man schöne, professionelle Kinderfotos zu Hause selber machen? Kann man! 7 Profi-Tipps aus meinem Alltag als Familienfotografin. Schöne Kinderfotos trotz Chaos, Wäschebergen und Spielzeugtürmen an jeder Ecke.

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Bei meinen Familienfotos bekommt man leicht den Eindruck, dass es bei den Familien, die ich zu Hause besuche, blitzblank aufgeräumt ist. Aber so ist das ganz und gar nicht! Ich weiß einfach, wie man auch mitten im Chaos klare, minimalistische Kinderfotos macht. Heute verrate ich Euch 7 einfache Tricks, wie Euch das auch gelingt.

Bevor wir loslegen, ein Gedanke:

Ein Foto ist immer nur ein Ausschnitt der Realität. Du alleine bestimmst, welcher Bildausschnitt gezeigt wird!

Wie sieht es bei Euch zu Hause aus? Bunt, chaotisch und fröhlich, wie bei den meisten Familien? Für tolle Fotos muss man keine blitzblank aufgeräumte Wohnung haben. Der Wäschestapel in der Ecke? Das Geschirr in der Spüle? Die Spielzeuge überall? Kannst Du mit auf's Bild nehmen oder nicht.

Du entscheidest.

Das Foto oben zeigt eine typische Situation bei einem Familienshooting. Als ich dort stand, habe ich mich gefragt: Welchen Bildausschnitt möchte ich hier zeigen? Was möchte ich mit meinem Foto hervorheben? Bevor Du den Auslöser drückst, solltest Du Dir immer diese Frage stellen.

Ich persönlich mag klare, helle, minimalistische Fotos mit einzelnen Farbtupfern. Das ist meine Bildsprache. Nicht weil ich perfekt inszenierte Kinder- und Familienbilder machen will. Sondern weil ich etwas Echtes festhalten will. Die innige Verbindung zwischen Dir und Deinem Kind.

Ich möchte die Kamera und den Blick auf das Wesentliche richten. Und nichts soll im Foto davon ablenken.

Zum Weiterlesen Lifestyle Familienfotos vs. Homestory vs. Familienreportage: Was ist der Unterschied?

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Bei den beiden Mama-Kind-Fotos oben kann man sehr schön sehen, wie wichtig der Bildausschnitt ist. Du hast bei einem Foto immer die Wahl, aus welcher Distanz Du die Aufnahme machst. Von weiter weg oder nah dran? Möchtest Du das aufregende Spieleleben mit drauf haben oder lieber nicht?

Tipp Nr. 1 Schaffe Ordnung!

“Ach nee?!” denkst Du jetzt vielleicht. Aber dieser Tipp ist absolut ernst gemeint. Wenn ich zu einer Familie nach Hause komme, schaue ich zuerst, wo wir das beste Licht haben. Und das ist nicht immer die ordentlichste Ecke der Wohnung. Sehr häufig räume ich dann mit 2 - 3 Handgriffen einfach fix die Dinge beiseite, die mich im Foto stören würden. Oder ich lege einfach ein Kissen oder eine Decke drüber.

Bei dieser Familie wollte ich im Schlafzimmer schöne Babyporträts machen, weil wir dort eine große Fensterfront mit viel Tageslicht hatten. Das gelbe Laken und die gemusterte Bettwäsche waren mir aber zu bunt. Also hab ich fix die Bettdecken beiseite geräumt und meinen beigefarbenen Schal über die rechte Bettseite gespannt. So hatte ich einen wunderbar neutralen Hintergrund für die Babyfotos. Und indem ich von oben fotografiert habe, konnte ich die etwas chaotische Umgebung drumherum ausblenden. Hier siehst Du, wie wichtig auch die richtige Perspektive (von oben) ist!

Zum Weiterlesen 10 Ideen für kreative Kinderfotos und Familienfotos

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Um Ordnung im Foto zu schaffen, muss man nicht immer aufräumen. Manchmal ist es einfacher, sein Fotomotiv einfach aus einer komplett anderen Perspektive zu fotografieren, so wie bei bei dem Mädchen mit der Geige. Ich habe geschaut, wo wir helle Flächen in dem Zimmer haben und habe sie dann so fotografiert, dass man im Hintergrund nur noch die weiße Wand gesehen hat.

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Tipp Nr. 2 Gehe ganz nah ran!


Das ist meine beliebteste Methode, Gegenstände im Hintergrund wegzuzaubern: Ich gehe mit der Kamera ganz nah an mein Fotomotiv heran. Und dann noch etwas näher. Das hat man auch auf den bisherigen Fotos oben gut gesehen.

Beim nächsten Beispiel habe ich das erste Bild des kleinen Mädchens von etwas weiter weg gemacht. Weil ich aber das niedliche Gesicht beim Essen stärker in den Fokus rücken und einen ruhigeren Hintergrund haben wollte, bin ich noch näher ran gegangen. Um die Küche in der Unschärfe verschwinden zu lassen, habe ich hier mit großer Blende (f/2.2) fotografiert.

Zum Weiterlesen {Teil 3} Blogserie Manuell fotografieren - Blende und Schärfentiefe

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Tipp Nr. 3 Fotografiere mit großer Blende!

Und da sind wir schon beim nächsten Tipp: Wenn Du mit einer kleinen Blendenzahl (= große Blende) fotografierst, verschwimmt der Hintergrund hinter Deinem Kind und mit ihm das Chaos. Das sieht man sehr schön am nächsten Beispiel.

Zuerst habe ich das Mädchen mit Blende f/2.2 von vorne fotografiert, mir war die Aufnahme aber zu unruhig. Deshalb bin ich links um den Tisch herum gegangen, um sie in Richtung des Lichteinfalls zu fotografieren und um die Glasflasche auf dem Tisch in der Unschärfe verschwinden zu lassen.

Der Hintergrund verschwimmt bei großer Blende übrigens nur dann, wenn Du genügend Abstand zwischen Deinem Kind und dem Hintergrund hast. Auf dem ersten Foto befindet sich der Schrank genau hinter dem Mädchen und ist nur wenig unscharf. Auf der zweiten Aufnahme befindet sich hier ihr eine viel größere freie Fläche hinter der Kleinen und ihr Gesicht wird somit besser freigestellt.

Zum Weiterlesen Die optimale Fotoausrüstung für Baby- und Kinderfotos

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Tipp Nr. 4 Schwarzweiss!

Sehr beliebt bei Hochzeits- und Familienfotografen ist diese Methode: Wenn ein Foto zu unruhig bzw. bunt ist, wird es in Lightroom oder Photoshop einfach in Schwarzweiss umgewandelt. Dadurch wird die Aufnahme auf das Wesentliche reduziert und hier lenkt nichts von den großen Kinderaugen ab.

In meiner Facebook-Gruppe Kinderfotografie für Anfänger habe ich die Mitglieder vor ein paar Wochen dazu aufgerufen, mir ein Kinderfoto zu schicken. Einige davon habe ich ruckzuck in Lightroom bearbeitet, um zu zeigen, wie man in wenigen Minuten noch mehr aus seinen Kinderbildern herausholen kann. Da so viele von Euch danach gefragt haben, könnt Ihr Euch das Video-Tutorial jetzt auch auf meinem Blog anschauen: Leni Moretti bearbeitet Eure Kinderfotos in Lightroom

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Tipp Nr. 5 Achte auf einen klaren Hintergrund!


Du machst ein schönes Kinderfotos. Es ist scharf. Dein Kind lacht. Aber was ist denn das? Im Hintergrund herrscht das reinste Chaos! Warum, fragst Du Dich, ist Dir das nicht gleich aufgefallen, sondern erst hinterher?

Die meisten Foto-Anfänger sind so auf den Moment und/oder die Technik konzentriert, dass sie etwas ganz Wichtiges beim Fotografieren vergessen: Auf den Hintergrund zu achten! Versuche also, nicht nur Dein Fotomotiv im Blick zu behalten, sondern auch das, was drumherum passiert.

Diese beiden Schwestern habe ich beim Kuchen backen fotografiert. Das erste Foto war eher ein Schnappschuss. Als ich mir die Aufnahme auf dem Display angeschaut habe, sind mir die vielen Gegenstände auf dem Tisch und der Fensterbank aufgefallen. Um diese nicht mit im Bild zu haben, bin ich (1) näher ran gegangen und (2) habe mich so weit nach links bewegt, bis der Hintergrund etwas ruhiger wurde. So lag der Fokus bei dem zweiten Bild viel stärker auf den Kindern.

Zum Weiterlesen Gruppenfotos von Kindern: Diese Kamera-Einstellungen brauchst Du!

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Du siehst, wie wichtig es ist, den eigenen Standpunkt zu verändern und viele verschiedene Perspektiven auszuprobieren!

Bei der nächsten Situation wollte ich nicht nur schöne Babydetails fotografieren, sondern auch ein paar innige Mama-Kind-Bilder beim Stillen machen. Nachdem ich meinen Schal über das Bett gespannt hatte, lehnte sich die Mama mit dem Baby im Arm gegen das Kopfende.

Mit fielen sofort die bunten Blumen am Polster ins Auge und ich fragte sie, ob ich diese kurz abmachen könnte. Denn knallige Farben im Hintergrund lenken den Blick des Betrachters von Deinem Fotomotiv weg.

Dann machte ich mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven. Von vorne, von oben und seitlich. Diese Aufnahme mit dem Fenster im Hintergrund gefiel mir am besten, weil sie schön hell und klar ist.

Zum Weiterlesen 25 Foto-Momente im 1. Babyjahr, die Du nicht verpassen solltest

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Nochmal kurz zusammengefasst: Das “Chaos” habe ich in diesem Stillfoto verschwinden lassen, indem ich

  1. Nah ran gegangen bin, sodass man das gelbe Bettlaken nicht sieht.

  2. Aus dem Hintergrund Gegenstände mit störenden Farben weggeräumt habe.

  3. Die Perspektive bewusst so gewählt habe, dass die helle Bettlehne einen großen Teil des Fotos einnimmt.

Tipp Nr. 6 Achte auf den Vordergrund!

Das Bild mit der stillenden Mama ist ein schönes Beispiel dafür, dass man nicht nur den Hintergrund, sondern auch den Vordergrund im Blick behalten sollte. Indem man die Perspektive so wählt, dass zum Beispiel eine Tür, Wand oder Sofalehne so viel Raum im Bild einnimmt, dass sie das Chaos verdeckt, kann man seine Kinderbilder “optisch aufräumen”. Gleichzeitig bekommt das Fotomotiv so einen Rahmen und wirkt automatisch klarer und minimalistischer.

Auf den nächsten Bildern habe ich eine Mama mit ihrer kleinen Tochter im Garten fotografiert. Im ersten Foto hat das Fahrrad an der Hauswand den Blick zu sehr auf sich gezogen. Deshalb habe ich im zweiten Foto die Holzwand mehr mit in den Vordergrund genommen, um die Gegenstände dahinter etwas zu verdecken. So wirkte die Aufnahme gleich viel aufgeräumter und der Blick des Betrachters wandert sofort zu der Mama und der Kleinen.

Zum Weiterlesen 5 Fehler, die Du bei Kinderporträts vermeiden solltest

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Tipp Nr. 7 Weniger ist mehr!

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss. Meine Fotos wirken auch deshalb so hell und klar, weil ich darauf achte, viele helle Bildanteile in meinen Fotos zu haben. Diese Aufnahme mit dem kleinen Mädchen habe ich bewusst auf der Treppe im Flur gemacht, weil sie von weißen Wänden umgeben war und auf einer (fast) weißen Treppe saß.

Ich achte bei meinen Fotos auch darauf, nicht zu viele Farben mit im Bild zu haben. Ein oder zwei intensive Farbtupfer reichen. Gerade vor einem hellen Hintergrund sieht das sehr schön aus, so wie hier mit der pinkfarbenen kurzen Hose.

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Wenn Du Deine Kamera besser kennenlernen und verstehen möchtest, kann ich Dir meine 6-teilige Blogserie “Manuell fotografieren lernen im Familienalltag” sehr ans Herz legen. Dort zeige ich Dir einfach und verständlich, was es mit ISO, Blende und Verschlusszeit auf sich hat.

Noch mehr praktische Kinderfoto-Tipps gibt es übrigens jede Woche auf meinem Instagram-Profil.

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